Kanalnetz

Die Entwässerung der Stadt Fulda erfolgte in den Jahrhunderten vor der Klostergründung bis in die Neuzeit über Gräben.

Im 19. Jahrhundert wurden Gräben teilweise abgedeckt oder verrohrt. 1840 beschloss der Magistrat den Entwurf eines allgemeinen Planes für die Anlegung von Kanälen und „einer festen Regelmäßigkeit im Kanalbaue“.

Weitere Beschlüsse zum Kanalbau folgte in den Jahren 1887, 1894 und 1902. Erst Industrieansiedlungen in Fulda und das Wachstum der Bevölkerung zu Beginn des 20. Jahrhunderts brachte einen verstärkten Ausbau der Kanalisation mit sich.

Die erste Kläranlage erhielt die Stadt 1905 mit einer Ausbaugröße für 20.000 Einwohner.

Ein aus Zement- und Steinzeugrohren bestehendes Kanalnetz hatte zu dieser Zeit eine Länge von 25,7 Kilometern. In der Zwischenzeit wuchs das Kanalnetz bis heute auf 700 Kilometer.

 

Was ist überhaupt Abwasser und woher kommt es?

Sobald der Mensch Wasser benutzt und es verschmutzt, wird es zu Abwasser. Aus Haushalten, öffentlichen Gebäuden und Betrieben kommen Wasch-, Bade-, Fäkal- und Gewerbeabwässer. Aber auch Regen, der von Dächern und Straßen abläuft, ist Abwasser. Sofern Regenwasser von verschmutzten Flächen abfließt, muss auch dieses gereinigt werden.

Auf einer Fläche von ca. 25 Prozent des Stadtgebietes Fulda wird Regen- und Schmutzwasser in getrennten, parallel verlegten Rohrleitungen gesammelt. Das Regenwasser wird hier ohne Umweg über die Kläranlage direkt in die Fulda geleitet. „Trennsystem“ sagt der Fachmann dazu. Im übrigen Verbandsgebiet fließen Regen- und Schmutzwasser im „Mischsystem“ gemeinsam durch eine Leitung.

Ob Ihr Wohngebiet im Trenn- oder Mischverfahren entwässert wird, können Sie ganz einfach selber prüfen:
Befinden sich jeweils zwei Schachtdeckel dicht nebeneinander in der Straßenmitte, haben Sie Trennkanalisation;
Befindet sich dagegen jeweils nur ein Schachtdeckel in der Straßenmitte, haben Sie Mischkanalisation.

Aufgrund guter topographischer Verhältnisse (Geländegefälle) sind die Einzugsgebiete der Kläranlagen als Schwemmkanalisationsnetze angelegt und kommen fast ohne Pumpwerke aus. Lediglich aus sieben kleineren Entwässerungsgebieten muss Abwasser gehoben werden.

Die Kanalrohre werden normalerweise mit den Abwassermengen spielend fertig, auch mit stärkerem Regen. Aber was ist, wenn wahre Sturzfluten auf die Erde strömen?

Mit diesen Wassermassen wird die Kanalisation planmäßig nicht mehr fertig, und sie droht überzulaufen. Das darf nicht passieren, und so haben wir Vorsorge getroffen:

  • Unter und über die Erde dienen 40 „Regenüberlaufbecken“ und 35 „Stauraumkanäle“ als Speicher. Sie fassen 37.966 Kubikmeter. Das ist das Eineinhalbfache der Menge Abwasser, die sonst an einem ganzen Tag im Klärwerk Gläserzell ankommt. Somit können wir schon einen ordentlichen Guss abfangen und das Wasser später, wenn der Wolkenbruch vorbei ist, der Kläranlage hinzufließen lassen. Weiterhin sind im Kanalnetz zusätzlich 52 „Regenüberläufe“ (Mischwasserentlastungsanlagen) vorhanden.
  • Aber was ist, wenn das Unwetter anhält und auch diese Sonderbauwerke (Speicher und Regenüberläufe) überlastet sind? Dann leiten diese das durch den Regen stark verdünnte Wasser aus der Kanalisation direkt in unsere Flüsse und Bäche. Diese Sonderbauwerke sind allerdings so konstruiert, dass sie die groben Verunreinigungen zurückhalten. Mindestens 90 Prozent aller Schmutzstoffe gelangen immer noch ins Klärwerk. Seit Dezember 1992 setzen wir, dabei auch selbstreinigende Mischwassersiebe ein.
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